Farbverbindlich arbeiten fängt mit dem ersten Glied in der Kette an, der Kamera.
Oft wird der automatische Weißabgleich (WB) benutzt und dann später im RAW nach Augenmaß die Farben korrigiert. Schöne Bilder kann man so sicher auch machen, nur keine die farbgenau sind. Sich an Farben und Lichtstimmungen zu erinnern ist noch schwieriger als feine Farbunterschiede mit dem Auge zu sehen. Wie gut man selbst Farben erkennen kann lässt sich hier testen:
Oft ist es auch garnicht nötig oder sogar kontraproduktiv Farbgenau zu arbeiten, denn dadurch wird ja auch jede Lichtstimmung "wegkalibriert".
In diesem Fall reicht es aus schon bei der Aufnahme entweder mit einer Graukarte, oder einem anderen WB-Tool wie der CBL-Lens einen manuellen WB zu machen. Den kann man in verschiedene Lichtrichtungen machen bis das Ergebnis auf dem Display gut ausssieht.
Eine andere Möglichkeit ist den WB manuell über den Kelvin Wert solange zu verstellen bis die Displayvorschau mit dem Sucherbild übereinstimmt, oder bis das rauskommt was man möchte.
Bei beiden Wegen bekommt man Fotos die später farblich nicht oder nur wenig bearbeitet werden müssen und dem eigenen Geschmack entsprechen aber die Farben nicht exakt wiedergeben.
Bei Aufgaben die eine genaue Reproduktion der Farben erfordern oder bei Bildserien die farblich abgestimmt sein sollen, ist etwas mehr Aufwand nötig.
Jede Kamera nimmt Farben etwas unterschiedlich auf
Jeder RAW-Konverter entwickelt Farben etwas unterschiedlich
Jedes Objektiv verändert die Farben ein wenig
Bei der Produktfotografie oder wenn bei Naturfotos eine Art farblich genau dokumentiert werden soll, oder bei Bildserien z.B. im Studio mit verschiedenen Objektiven und Kameras müssen diese Unterschiede alle eliminiert werden.
Relativ einfach geht das mit dem ColorChecker-Passport
Das ist eine aufklappbare Farbkarte mit einer Vollspektrumgraukarte und mit vielen Farbfeldern die zur Kalibrierung dienen plus einem Programm das daraus ein Kameraprofil erstellt das die Farben exakt reproduziert.
Der Workflow damit ist relativ simpel und schnell:
Manuellen WB mit der Graukarte
Ein Foto mit der Farbtafel im Bild, das bei jedem Objektiv, Kamera oder Licht wechsel wiederholen.
Automatisch mit der Software aus den Fotos mit Farbtafel ein Kameraprofil generieren lassen und das auf die nachfolgenden Bilder anwenden.
Somit erhält man egal mit welchem Body oder welchem Objektiv Fotos die die Farben des Motivs gleich und exakt wieder geben.
Die Profilerstellung in Lightroom geht ganz einfach:
Das Foto mit dem ColorChecker in Lightroom auswählen, im Menue Exportieren anwählen, in dem Fenster dann bei "Exportieren auf:" X-Rite Voreinstellungen auswählen und bei "DNG-Profilname" einen Profilnamen vergeben.
Ich habe das Kamera D83 genannt, weil der manuelle WB 8300K ergeben hat. Das Profil lässt sich auch für andere Fotos die einen vergleichbaren WB haben anwenden, ist zwar nicht so genau wie ein neues Profil aus dem am Ort aufgenommenen ColorChecker, aber schon besser als nix.
Die Profile lassen sich dann im Entwickeln Modul unter Kamerakalibrierung nach einem Neustart von Lightroom auswählen.
Hier ein Paar Beispiele wie sich die verschiedenen Kameraprofile farblich auswirken. Die Fotos sind ohne einen Regler zu schieben nur mit den Profilen entwickelt und verkleinert.
AdobeStandard, was die Voreinstellung in Lightroom ist, erzeugt zu kräftige Farben, Camera Neutral zu flaue.
Das neu erstellte Profil Kamera D83 gibt nachgemessen die Farben am exaktesten wieder.
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